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Hier auf dem Blog schreibe ich einige Gedanken zu den Themen, die wir in den Kursen noch viel ausführlicher besprechen, teile meine Lieblingsrezepte mit euch und Themen die mir ansonsten noch am Herzen liegen...

09.04.2020

Warum ist Bindung überhaupt so wichtig?

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Wir hören überall von bindungsorientierter Elternschaft und wie wichtig es ist, unsere Kinder bindungs- und bedürfnisorientiert zu erziehen. Aber warum überhaupt, was steckt dahinter und wie funktioniert überhaupt Bindung?

Bindung ist für einen Menschen in etwa so essentiell, wie die Bodenplatte oder das Fundament für ein Haus. Ohne ein stabiles Fundament, kann ein Haus schnell zusammenbrechen. Im übertragenen Sinne ist dies auch bei uns Menschen so.

Als Bindung bezeichnen wir ein unsichtbares, emotionales Band zwischen zwei Personen. Wir werden als bindungswillige und bindungsabhängige Menschen geboren, denn nur, wenn sich eine erwachsene Person um das Baby kümmert, kann es überhaupt erst überleben.
Das einzige Hilfsmittel, das ein Neugeborenes zur Verfügung hat um auf seine Bedürfnisse aufmerksam zu machen, ist seine Stimme. Es muss sich eine Person, meist ist es Mama, suchen, die sich verlässlich um das Baby kümmert.

Sich kümmern heißt in diesem Falle, sehr aufmerksam auf die Signale, die das Baby sendet, reagieren. Hier geht es nicht ausschließlich um die Grundbedürfnisse wie Hunger, Müdigkeit, volle Windel und Schmerz sondern auch um Körperkontakt, Wärme und Schutz.
Was genau das Baby nun stört, wenn es anfängt zu quängeln oder zu weinen, muss erst nach dem „Try and Error Verfahren“ herausgefunden werden. 
Dies geht bei den meisten Eltern relativ schnell, indem sie ihr Baby aufmerksam beobachten und so die jeweiligen Signale schnell lernen zu entschlüsseln.

Schaffen es die Eltern nicht, achtsam und aufmerksam auf die Signale und damit auf die Bedürfnisse ihres Babys einzugehen, reagiert das Baby mit vermehrtem Weinen, was schon einem leicht panischen Zustand entspricht und das Regulierungssystem des Säuglings überfordert.
Das Baby ist in seinem ersten halben Lebensjahr noch nicht in der Lage, sich selbst zu regulieren und somit dringend auf eine Bezugsperson angewiesen.

Durch diese Stresssituation kommt es zur Erregung des sympathischen Nervensystems, dies ist für Flucht und Kampf verantwortlich. Da das Menschenkind allerdings, aufgrund seiner körperlichen Verfassung, weder flüchten noch kämpfen kann, ist es der Situation hilflos ausgeliefert.
Das einzige Hilfsmittel um auf sich aufmerksam zu machen, ist ja seine Stimme und wenn diese nicht gehört wird, schaltet das Gehirn auf das absolute Notfallprogramm um, das parasympathische Nervensystem. Dies verursacht (meist) eine schlaffe Erschöpfung des Kindes, es schläft ein.
Ganz klar, wenn wir uns einmal an unsere Vorfahren in der Steinzeit erinnern, denn daraus resultieren einige unsere ursprünglichen Verhaltensweisen, dann ist es geschickter, sich tot zu stellen, damit der Säbelzahntiger einen nicht entdeckt anstatt immer und immer weiter zu schreien und somit auch unnötige Kräfte zu verbrauchen.
Ich finde dies eine ganz, ganz schlimme Vorstellung.
Hier an dieser Stelle sei auch noch einmal darauf hingewiesen, daß dies der Grund ist, weshalb Einschlafprogramm wie „Jedes Kind kann schlafen lernen“ in letzter Konsequenz überhaupt funktionieren. Nämlich nicht, weil das Kind es nun „endlich“ gelernt hat, sondern da es schlicht und ergreifend keine Kraft mehr hat und auf das parasymathische Nervensystem aus reinem Selbstschutz umgeswitcht hat.

Eine kurze Sidenote hier: Das Vorgehen, das Kind in einen Raum sicher abzulegen und den Raum zu verlassen, um nach einer gewissen Zeit wieder in den Raum zu gehen, usw. welches im Nachhinein als Einschlafprogramm “Jedes Kind kann schlafen lernen“  vermarktet wurde, wurde ursprünglich zum Schutz des Kindes entwickelt. Denn gestressten Eltern wird geraten, das schreiende Kind ins sichere Bettchen oder in eine sichere Umgebung zu legen und kurz den Raum zu verlassen, bis sie sich wieder etwas beruhigt haben, anstatt das Kind aus Verzweiflung/Wut zu schütteln oder ihm etwas anzutun.

Nun aber zurück zur Bindung. Die Bindungsarbeit geschieht überwiegend im ersten Lebensjahr.
Wie vorhin schon beschrieben, bindet sich das Baby an eine Person (meist die Mama), die sich verlässlich um es kümmert. Sie kann das Kind am schnellsten beruhigen und wird schlussendlich auch vom Kind bevorzugt.
Der Hauptbindungsperson sind dann noch andere Bezugspersonen, wie Papa oder Oma untergeordnet. Steht Mama einmal nicht zur Verfügung, können diese das Kind ebenfalls beruhigen, jedoch dauert es zum Leid des Papas oder der Oma, etwas länger.

Wie aber entwickelt sich seine sichere Bindung?

Die ersten Bindungsgrundsteine werden direkt nach der Geburt gelegt. Wir alle kennen den Begriff „Bonding“. Hier wird möglichst direkt nach der Geburt das Kind auf die Brust der Mutter gelegt und es wird sich gegenseitig ganz genau beschnuppert und gekuschelt. Diese erste halbe Stunde nach der Geburt bezeichnen Forscher als sensible Phase (vgl. Klaus, Kennel, 1987). Hier werden erste Grundlagen für eine gute Bindung gelegt, zunächst einmal eher auf der Elternseite.
Dies soll auf keinen Fall bedeuten, dass Eltern, die diese sensible Phase aufgrund eines Kaiserschnittes, einer Adoption, usw nicht auskosten konnten, keine Chance auf eine sichere Bindung zu ihrem Kind haben. Es gibt unterschiedliche Rituale, wie man das erste Bonding „nachholen“ kann.

Zuhause im Wochenbett geht der Bindungsaufbau dann weiter, durch das Stillen, Tragen und den Körperkontakt lernen sich Baby und Eltern immer besser kennen. Wenn das Baby weint, wird es hochgenommen. Das Berühren der Körpervorderseite von Mama und Baby ist die Art von Körperkontakt, die ein Baby am besten beruhigt, Brust an Brust, der Kopf des Babys liegt an der Schulter der Mutter, die Wangen berühren sich. Dadurch reagiert das zentrale Nervensystem des Kindes, es wird ruhig.

Mamas Stimme und der Blickkontakt sind ebenfalls sehr essentielle Bindungswerkzeuge.

Das Tragen ist ein Grundbedürfnis des Kindes. Ein Menschenbaby kommt im Gegensatz zu einem Pferdebaby oder Kuhbaby sehr unreif auf diese Erde. Es kann seiner Mama nicht hinterher laufen. Aus diesem Grund ist das Alleine-Liegen erst einmal eine gefährliche Situation und das Getragen-Werden, daher ein Grundbedürfnis. Auf Mamas Arm ist es niemandem hilflos ausgeliefert und hat zudem den nährenden Körperkontakt zur Mama und ihre Wärme. Es kann sich voll und ganz entspannen und ist voll aufnahmefähig.

Bindungsarbeit macht auch in der Nacht keine Pause, im Gegenteil.
Selbst für erwachsene Personen kann die Nacht unheimlich sein…man hört komische Geräusche oder sieht unheimliche Schatten. Wie bedrohlich muss die Nacht erst für ein komplett abhängiges Baby sein?
Also liebe Eltern, lasst euer Baby bitte niemals nie nachts alleine weinen in der Hoffnung, dass es doch irgendwann wieder einschläft. Denn das ist ein sicheres Mittel die Bindung zu stören.

Ich persönlich halte auch nicht viel von Füttern nach einem bestimmten Stundenrhythmus. Sollte euer Kind signalisieren, dass es Hunger hat (unruhig werden, Fäustchen in den Mund oder Kopf suchend hin und her drehen) dann bietet ihm die Brust oder das Fläschchen an.

Und wozu das alles? Wozu ist Bindung denn im späteren Leben so wichtig?
Diese Frage kann man gar nicht so kurz und knapp beantworten, denn eine sicher gebundene Person hat es im späteren Leben in unfassbar vielen Bereichen leichter.

Da wäre beispielsweise die Beziehungsfähigkeit zu anderen Personen – sicher gebundene Menschen können sich auf andere Personen besser einlassen und stabilere Beziehungen aufbauen.

Sicher gebundene Kinder können sich leichter konzentrieren und lernen schneller, das sie nicht permanent „auf der Hut“ sein müssen, sondern sich einer Situation komplett hingeben können.

Ein weiterer entscheidender Vorteil der sicheren Bindung ist, dass Kinder im späteren Leben auf Belastungen psychisch weitaus stabiler reagieren als unsicher gebundene. Sie haben mit Hilfe der Eltern verschiedene Stressbewältigungsmethoden gelernt, die sie in ihrem späteren Leben anwenden können.

Ich möchte euch noch einen Gedanken mit auf den Weg geben.
Bei all den vorhin genannten Bindungsmaßnahmen, handelt es sich um Theorie, die es natürlich zu befolgen gilt. Solltet ihr jedoch aus irgendeinem Grund nun doch einmal ganz allein auf Toilette müssen, euer Kind fängt ausgerechnet dann an zu weinen und ihr könnt aus gegebenem Anlass nicht blitzartig aufspringen um es zu beruhigen, dann holt ihr dies nach getaner Tätigkeit umgehend nach. Euer Kind wird dadurch keine Bindungseinbußen haben ;-).
Das wahre Leben eben….

Alles Liebe,

Linda

Linda - 09:50:05 @ Rund ums Baby | 1 Kommentar

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